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Schlagwort: Anton Pöschel

“Seine Familie kann man sich nicht aussuchen”: Kommentar-Spalten-Nachlese und mehr…

“Seine Familie kann man sich nicht aussuchen”: Kommentar-Spalten-Nachlese und mehr…

Eigentlich wollte ich mir die Nachlese schenken, weil ich dazu neige, sowieso immer nur die wirklich absolut unsinnigen Doof-Kommentare rauszusuchen, statt mich daran zu freuen, dass es auch einiges an Lob und Unterstützung und Verständnis gab. Und wenn ich mir die Doof-Kommentare dann reinziehe und hier verwurste, wirkt es beim Leser genau so, wie es auch gemeint ist: herablassend und arrogant.

Aber nachdem ich nun einiges an Kommentaren gelesen habe, KANN ich NICHT anders. Es ist stärker als ich. Und es tut mir leid, dass ich diesen Menschen auch noch Aufmerksamkeit schenke, aber ernsthaft… ich war schon immer sehr mitteilsam bei diesen Dingen, dafür gibt’s diese Seite hier. Also, was soll’s.

Let’s dive right in..

Da haben wir diesen Herren hier, der sich offenbar durch zwei Frauen in seiner Männlichkeit bedroht fühlt und gar nicht auf dem Schirm hat, dass es in Rostock bislang sogar nur eine Frau bei einer Konstellation von fünf Personen gab. Junger Mann, schauen Sie mal draußen nach. Es gibt mehr Frauen auf dem Planeten als Männer. Und überhaupt.

Den Verlust des kernigen Cops haben offenbar einige noch nicht mal ansatzweise überwunden. Und wenn dann die Nachfolgerin in dessen Fußstapfen tritt und das einigermaßen gut macht, dann kann es nur so sein, dass irgendein Herr ihr vorher erklärt hat, wie man das richtig macht. Zwinkizwonki, ganz wichtig:

Dann haben wir die Kategorie “Frauen erst mal nach ihrem Äußeren bewerten und wenn das nicht in meine Wunschkategorie fällt: herabwerten”. Dieser Sorte Kommentare gab es leider reichlich, nicht nur für Lina, sondern auch für Anneke. Eigentlich will ich so etwas wirklich überhaupt nicht thematisieren, aber mich regt das wahnsinnig auf. Ist das 2022 wirklich immer noch unsere Gesellschaft? Sind wir nicht drei Schritte weiter? Hat mal jemand besprochen, früher, dass Charly ein paar Kilo zu viel wiegt, ihm die Haare ausgehen etc? Abgesehen davon gibt es keine GEZ-Gebühr mehr. Es heißt Rundfunkbeitrag.

Nun, dass man die Figur Böwe langweilig findet: geschenkt. Alles andere: kneift’s euch einfach.

Handy auf dem Beifahrersitz übrigens… das macht Katrin König auch schon immer so. Oder hat das Telefon sogar in der Hand. Willkommen in Rostock. (und nicht nur dort). Außerdem sieht Melly unsympathisch aus.

Dann haben wir noch diese Dame. AUSGERECHNET diese Frau ist Charly Hübners Frau, also wirklich. Ich frage mich manchmal, wie diese Menschen damit umgingen, würde man sie den gleichen Bewertungskriterien unterziehen, die sie an andere anlegen. Ich bin wirklich sprachlos, wie gedankenlos manche Leute ihren geistigen Lochfraß ins Internet schreiben.

Dieser Herr hier hat auch nicht so richtig viel Lust auf Krimi mit zwei Frauen. Wo ist eigentlich Bukow? (Spoiler: Sibirien)

Wer sich einlesen will, kann übrigens mal den Begriff “Incel” googeln.


Dann haben wir einen Herren, bei dem ich mir nicht ganz sicher bin, wieso der überhaupt Polizeiruf Rostock schaut. Vermutlich hat er schon bei einigen Filmen zuvor diverse Fernsehgeräte zum Fenster rausgeworfen, weil Frau König einen FCK-NZS-Aufkleber auf ihrem Laptop hat. Sorry, aber wer rassistische Kackscheiße von sich gibt, der gehört benannt. Und lieber Herr, Sie sind dann in Rostock einfach falsch. Schalten Sie um. Am besten zu Phoenix, da laufen viele lehrreiche Dokus zum Holocaust, Rassismus und so.


Katrin König hat übrigens etwas viel Schnute gezogen in diesem Film. Dass sie Liebeskummer hat und total schlecht drauf war, sowas geht halt bei einer Frau nicht. Erst recht nicht am Sonntagabend im öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Darüber hinaus wunderte man sich über Frau Königs lange Haare (hat sie seit 2018 mindestens), ihr Make-Up und ihre ganze Erscheinung. Katrin König unemotional und unempathisch?? Das gibt’s ja gar nicht. 😮

Noch ein Herr, der ein Problem damit hat, dass Frauen sich über die Jahre verändern und gar nicht mehr aussehen wie vor zehn Jahren:

Der nächste Kommentar ist irgendwie einer meiner Favoriten. Wo hat diese Dame denn gelesen, dass das eine einmalige Sache ist? Frau König bewertet das Verhalten der Leute? Herrje, herzlich willkommen in Rostock. Und ständig zieht sie Gesichter. Immerhin gibt sie wohlwollend eine Note 2.

Und nun noch ein Kommentar, der für sehr viele an diesem Abend steht. Kognitiv kriegen das sehr viele mit dem Unterschied Schwester/Frau irgendwie nicht auf die Reihe. Und nachdem ich etwa 20 dieser Kommentare gesehen habe, wundert’s mich nicht, dass Schauspieler morgens beim Bäcker mit ihrem Rollennamen angesprochen werden. Muss doch auch manchmal ein ganz schön krasser Job sein. Das Witzige an diesen beiden Kommentaren ist eben: Sie haben beide Recht.

Und nun noch eine Dame, die verstanden hat, wieso Melly Böwe bei der Verfolgungsjagd schneller war. Auch zu dieser Szene hatte ich einige Kommentare in meinen Feeds, aber war einfach zu müde, das zu erklären. Immerhin ein paar andere Mitzuschauer haben verstanden, wieso der junge Mann keine Chance hatte, abzuhauen:

Und hier nun meine absolute Nummer eins aller Kommentare. Ich lasse das meinerseits unkommentiert stehen:


Kommen wir zur Film-Nachlese

Erst einmal bin ich durchaus erstaunt, dass das Feedback insgesamt nicht so schlecht war wie erwartet. Erwartet hatte ich beispielsweise auf jeden Fall sehr viele Kommentare mit dem Tenor “Bukow fehlt mir, ich guck dann nicht mehr”. Diese kamen auch reihenweise, und da ich die erwartet hatte, war ich nicht überrascht. Ich musste ein paar Mal an ein Change-Management-Seminar denken, das ich vor ein paar Jahren hatte. Veränderung braucht Zeit. Manche steigen dann jetzt aus, andere kommen wieder. Viele werden sie dran gewöhnen oder es zumindest hinnehmen, dass Bukow weg ist.

Zum Film: Ich sehe “Seine Familie kann man sich nicht aussuchen” als klassischen Übergangs-Film, der gar nicht alles richtig machen KONNTE. Hätte man Melly und Katrin mehr Raum geben müssen? Sicherlich. Hat das mit weniger Raum trotzdem funktioniert? Auf jeden Fall. Woran mache ich das fest? An wiederum vielen Reaktionen dahingehend, dass die beiden eine tolle Chemie haben. Wenn das in so wenigen Szenen schon so rüberkommt, freue ich mich wirklich auf “Daniel A.”, denn das wird dann ja eher noch besser als schlechter.

Der Sonntagabend-Durchlauf war mein dritter Durchlauf von “Seine Familie kann man sich nicht aussuchen”. Nach dem ersten Durchlauf im März war ich begeistert von der Chemie und konnte die Drehbuch-Schwächen gut ausblenden. Beim zweiten Durchlauf, den ich für meine Rezension gemacht habe, habe ich eben für diese Rezension auf andere Dinge geachtet als offensichtliche Lücken. Beispielsweise: Ist der Film unterhaltsam? Holt er uns Zuschauer ab nach dem Bukow-Abschied? Wie gut ist die Besetzung der Episoden-Hauptrollen? Wie fügt sich Böwe ein, wie wird sie vorgestellt?

Jetzt, beim dritten Durchlauf, erschien mir das Buch doch auch ganz schön schwach. “Ganz schön” deshalb, weil es Florian Oeller geschrieben hat, der grundsätzlich sehr starke Bücher schreibt. Gemessen an den Filmen der Vergangenheit war das also schon inhaltlich ein kleiner Downer. Wieso ist ausgerechnet Melly involviert in Max’ Zeugenschutz? Ausgerechnet deshalb kommt sie nach Bochum. Schwooft da so rein. Ja, das kann man so erzählen, aber dann isses halt ein bisschen kacke, weil es schon arg konstruiert ist. Eventuell wurde uns Zuschauern auch ein wenig arg viel <man pain> zugemutet. Kein Wunder, dass Katrin “dauernd eine Schnute” gezogen hat. Es war sehr plakativ, was uns da im Text und Subtext ins Gesicht gerieben wurde. Und ich kann verstehen, dass das nicht bei allen gut ankam.

Die Kritik, dass der Film zu verworren war und man deshalb nicht folgen konnte, teile ich indes überhaupt nicht. Es gab definitiv schon deutlich kompliziertere Krimis im deutschen Fernsehen.

Unabhängig davon: Ich war jetzt noch einmal deutlich beeindruckter von Alessandro Schuster und Paraschiva Dragus. Die haben das beide wirklich grandios runtergespielt. Hut ab!

Unterm Strich steht für mich ein Polizeiruf, der sich vielleicht nicht in die Top 5 einreiht, eben weil er die Schwächen eines Übergangs-Films nicht ausmerzen konnte – oder eher: verhindern. Aber er ist eindeutig nicht der schlechteste der Reihe.

Gekommen, um zu bleiben

Gekommen, um zu bleiben

Dieser Tage höre ich sehr viel “Wir sind Helden”. So bleibt es ja nicht aus, dass bestimmte Zeilen auf einmal Assoziationen hervorrufen. Die in der Überschrift zitierte Zeile hatte ich im Kopf, nachdem ich “Seine Familie kann man sich nicht aussuchen” gesehen hatte.

Es ist der erste Rostocker Polizeiruf mit Lina Beckmann als Melly Böwe an der Seite von Anneke Kim Sarnau (Katrin König) (Erstausstrahlung 24.04.2022). Hier nur eine allererste, sehr kurze und vor allem SPOILERFREIE Einschätzung nach der ersten Sichtung.

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